Das Wort zum Sonntag
Von Pfarrer Jörg Nagel
Jörg Nagel ist Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Siemshof in 32584 Löhne.
Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin beim Stöbern auf eine Geschichte gestoßen, die Ihnen sicher gefällt: Er steht unter der Überschrift
»Stiefel anziehen«
Ein kleiner Junge hatte beim Stiefelanziehen im Kindergarten Probleme, und so kniete seine Erzieherin nieder, um ihm dabei zu helfen. Mit gemeinsamem Stoßen, Ziehen und Zerren gelang es, zuerst den einen und schließlich auch noch den zweiten Stiefel anzuziehen.
Als der Kleine sagte: »Die Stiefel sind ja am falschen Fuß!«, schluckte die Erzieherin ihren Anflug von Ärger herunter und schaute ungläubig auf die Füße des Kleinen. Aber es war so; links und rechts waren tatsächlich vertauscht. Nun war es für die Erzieherin ebenso mühsam wie beim ersten Mal, die Stiefel wieder abzustreifen. Es gelang ihr aber, ihre Fassung zu bewahren, während sie die Stiefel tauschten und dann gemeinsam wieder anzogen, ebenfalls wieder unter heftigem Zerren und Ziehen.
Als das Werk vollbracht war, sagte der Kleine: »Das sind nicht meine Stiefel!«
Dies verursachte in ihrem Inneren eine neuerliche, nun bereits deutlichere Welle von Arger, und sie biss sich heftig auf die Zunge, damit das hässliche Wort, das darauf gelegen hatte, nicht ihrem Mund entschlüpfte. So sagte sie lediglich: »Warum sagst du das erst jetzt?« Ihrem Schicksal ergeben kniete sie erneut nieder und zerrte abermals an den widerspenstigen Stiefeln, bis sie wieder ausgezogen waren.
Da erklärte der Kleine deutlicher: »Das sind nicht meine Stiefel, denn sie gehören meinem Bruder. Aber meine Mutter hat gesagt, ich muss sie heute anziehen, weil es so kalt ist.« In diesem Moment wusste sie nicht mehr, ob sie laut schreien oder still weinen sollte. Sie nahm nochmals ihre ganze Selbstbeherrschung zusammen und stieß, schob und zerrte die blöden Stiefel wieder an die kleinen Füße. Fertig.
Dann fragte sie den Jungen erleichtert: »Okay, und wo sind deine Handschuhe?« Worauf er antwortete: »Ich hab sie vorn in die Stiefel gesteckt!«
Schmunzeln Sie ruhig. Jede und jeder, die oder der mit Kindern zu tun hat, wird bestätigen, dass es solche Ereignisse gibt. Ich bin wirklich froh und dankbar, dass es evangelische Kindergärten gibt. Ja, ich unterstütze die Arbeit in unserer Gemeinde, so gut ich kann.
Und oft gehe ich schmunzelnd und beschwingt aus dem Kindergarten nach Hause.
Artikel vom 21.01.2012
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Anmerk. von mir: Eines von mehreren Gummistiefelregalen in unserem hiesigen Kindergarten. Zählen Sie mal die Paare durch..... wieviel Kinder wohl Hilfe beim Anziehen benötigen ? |